Golf & Health

Regio Golf Talk mit Lena Kadlec

Im Interview mit Antonia Steiner

Lena Kadlec Coach und Dozentin

Ich bin Lena, leidenschaftliche Golferin, Dozentin und Coach in Sachen Sporternährung. Seit ca. 9 Jahren betreue ich Hochleistungssportler aus den unterschiedlichsten Sportarten und habe mich über die Jahre auf die Golfernährung spezialisiert. Gemeinsam mit dem deutschen Startup 9Units haben wir das erste funktionale Golfgetränk europaweit entwickelt und unterstützen bereits Profigolfer auf der European Tour. 

Du wohnst und arbeitest auf Mallorca und spielst regelmässig Golf. Was gibst du dem Hobbygolfer für Tipps was die Ernährung auf der Runde betrifft?

Sehr gute Frage, denn auch ein Hobbygolfer sollte sich mit seiner Rundenverpflegung beschäftigen. Besonders dann, wenn 18 Loch anstehen. Es wird oft fälschlicherweise angenommen, dass auf einer Golfrunde kein hoher Energieverbrauch stattfindet und dass die Nahrungsaufnahme während dem Spiel hinderlich sei. Aus meiner Erfahrung als Spielerin und Coach kann ich nur betonen, dass uns eine regelmäßige Energieversorgung uns noch bis zum letzten Loch konzentriert und fit halten kann. Spielerdaten beweisen, dass ein Golfer um die 2.000 kcal über 18 Loch verbraucht. Eine adäquate Golfernährung sollte daher das Energie-, Konzentrations- und Launelevel aufrechterhalten.

Eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme sollte jedoch noch vorne anstehen. Ich empfehle meinen Golfern, egal ob Profi- oder Hobbyspieler, um die 40-80 ml pro kg Körpergewicht pro Stunde zu trinken. Natürlich kann dies je nach Außentemperatur stark variieren, je höher der Schweißverlust desto eher sollte hier an Elektrolyte (Natrium und Kalium) gedacht werden, um die Muskelfunktion zu unterstützen. Für die Energieaufnahme kann je nach Gusto zwischen flüssiger und fester Nahrung unterschieden werden, welche in bestimmter Konzentration alle 60-90 Minuten aufgenommen werden sollten. Ich empfehle Snackkombination aus langkettigen Kohlenhydraten, Eiweiß und Fetten. Dabei ist jedoch wichtig, dass der Kohlenhydratanteil höher als der Eiweiß- und Fettanteil ist, um die Verdauung nicht zu sehr zu belasten. Folgende Snacks empfehle ich auf der Runde: Sandwich aus Roggenbrot mit Erdnussbutter und Bananenscheiben, Haferflockenriegel mit Nüssen und Trockenfrüchten oder auch einen selbstgemachten Getreideflocken-Shake mit Obst, Nüssen und Proteinpulver. Grundsätzlich werden um die 30 g Kohlenhydrate pro Stunde empfohlen. 

Es gibt Golfer/Innen, die ab dem Loch 9 in ein mentales Tief fallen. Was hast du hier für Tipps wie dies nicht passieren kann?

Ein mentales Tief sollte ursächlich multifaktoriell betrachtet werden, aus ernährungsphysiologischer Sicht kann dies an einem Flüssigkeits- oder Energiemangel liegen. Ebenso können falsche Ernährungsgewohnheiten zu einem schwankenden Blutzuckerspiegel führen und den Golfer in kurzfristige Blutzuckertiefs (Hypoglykämie) oder Blutzuckerhochs (Hyperglykämie) tappen lassen. Schwankende Blutzuckerkurven können aggressiv, launisch, müde, unmotiviert und rastlos machen. Schokoladenriegel, Kekse, Brötchen mit Marmelade oder Nutella und Softdrinks lösen diese ungesunden und unerwünschten Schwankungen aus.

Um ein mentales Tief später auf der Runde zu vermeiden empfehle ich neben den richtigen Snacks (stabiler Blutzuckerspiegel) und der adäquaten Flüssigkeitszufuhr (s.o.) die Aufnahme von Koffein über Guarana. Guarana ist ein Naturprodukt, welches sich erst nach und nach im Blutkreislauf entfaltet (Koffein ist an Gerbstoffe gebunden und diese müssen zuerst im Darm abgebaut werden – ca. 35-45 Minuten) und demnach die Konzentrationsfähigkeit und ebenso einen stabilen mentalen Zustand unterstützt. 



Was würdest du als Saisonvorbereitung neben der Technik und dem Material den Golfern empfehlen?

Eine gute Saisonvorbereitung inkludiert nicht nur Techniktraining, Fitness und Materialpflege. Um möglichst lange Verletzungs- und Infektfrei auf hohem Niveau zu spielen müssen wir unseren „Motor“ ebenfalls pflegen. Die Saison eines Golfers beginnt meist im Frühling und endet im späten Herbst/frühen Winter. Nach einem langen Winter empfehle ich grundsätzlich jeden Sportler sich noch vor Frühlingsbeginn sanft zu entlasten, meist hat man es sich über den Winter „gut gehen lassen“ und dem Körper das ein oder andere ungesunde Lebensmittel einverleibt.

Der Motor ist unsere Leber, sie ist mit das wichtigste Stoffwechselorgan in unserem Körper und benötigt im Frühling viel Pflege. Jedem Sportler, auch den Golfern, rate ich dann für eine gewisse Zeit auf folgende Produkte zu verzichten: Haushaltszucker, Soja, Glutenhaltige Getreideprodukte (Pasta, Brötchen, Gebäck), Schweinefleisch, Fast Food, schlechte Fette (wie Palmöl, Sonnenblumenöl, etc.), Lebensmitteln aus Dosen (hohe Aluminiumbelastung) und Alkohol. All diese Produkte belasten unsere Leber und der Verzicht kann schon sehr viel bewirken. Unterstützend wirkt eine hochwertige pflanzliche Kost mit Obst (Zitronen und Äpfel), Gemüse (Sellerie, Brokkoli und Gurke), Salaten (Rucola und Spinat), frischen Kräutern (besonders Koriander und Petersilie), glutenfreien Getreidesorten (Quinoa, Hirse, Buchweizen), Kräutertees (Mariendistel, Löwenzahn, Kamille, Pfefferminze) und viel frisches Quellwasser. Ebenso würde ich eine einige Snackkombinationen noch vor den Turnierphasen im Training auf den Golfplatz testen, um die Verträglichkeit zu testen und um evtl. Abänderungen vorzunehmen. 

Gibt es für Dich als Wissenschaftlerin und Dozentin für Profigolfer massgebliche Unterschiede zwischen Hobby und Profistatus auf dem Golfplatz in Bezug auf Vorbereitung und Ernährung?  

Es gibt definitiv Unterschiede, sowohl um als auch im Turniergeschehen selber. Profigolfer reisen um die ganze Welt, sind ständigen Temperatur- und Zeitzonenwechseln ausgesetzt und haben nur sehr selten eine Turnierfreie Zeit, in der sie sich komplett erholen können. Diese Gegebenheiten verlangen vom professionellen Spieler sehr viel Engagement und die Bereitschaft sich um sein Wohlergehen zu kümmern. Profigolfer haben aufgrund der längeren Einspielzeit, den langen Spieltagen, dem Zusatztraining und des Reisestresses einen viel höheren Energie- und Nährstoffbedarf (Vitalstoffe, Vitamine und Mineralien) und müssen entsprechend zugeführt werden. Ich empfehle meinen Sportlern regelmäßige Vollblutanalysen, um mögliche Mangelzustände frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. 

Wie beurteilst du den Golfsport in Europa in Bezug auf Plätze und Angebot?

Ich bin schon sehr viel in der Welt herumgekommen und kann nur aus meiner eigenen Erfahrung heraus sagen, dass das Angebot in Europa vielfältig und vom Preisleistungsverhältnis gut ist. 

Was war dein bisher interessantestes Erlebnis als Sporternährungscoach im Golfsport und als Golfspielerin?

Da fällt mir sofort eine Situation ein. Vor gut 4 Jahren wurde ich zum World Scientific Congress of Golf (WSCG) nach Schottland, St. Andrews eingeladen und durfte dort meine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Golfernährung präsentieren, als krönender Abschluss spielten wir mit allen Teilnehmern auf dem traditionellen alten Links-Course in St. Andrews. Es war ein atemberaubendes Erlebnis im „Home of Golf“ direkt an der Küste seiner Leidenschaft nachgehen zu dürfen.